ReWi I (Neues ReWi)
Hauss-Architekten + Ingenieure (heute Hauss & Architekten)1991–1992 (Planung ab 1989)
Der Dialog zwischen Alt und Neu
Die dreißigjährige Spanne zwischen dem alten ReWi (1960) und dem neuen ReWi zeigt sich deutlich in der Formensprache beider Bauwerke, die einen Bogen von der minimalistischen internationalen Moderne (International Style) über die späte, expressive Postmoderne hin zur High-Tech-Architektur zieht.
So unterschiedlich die Gebäude in ihrer Formensprache sind, so rücksichtsvoll geht der Neubau zunächst auf die asymmetrische Grundform des Altbaus ein. Die Hauss-Architekten entschieden sich ebenfalls für eine – wenn auch etwas anders ausgerichtete – Dreiteilung des Komplexes, der einen leicht U-förmig ausgeprägten Innenhof ausbildet.
So entwickelt sich eine große räumliche Klammer zwischen dem Eingang des ReWi-Neubaus und dem erhöhten Innenhof des alten ReWi, durch den der Jakob-Welder-Weg führt. Obwohl es sich um einen Durchgangsraum handelt, entsteht dennoch ein offener Platz, der den atmosphärisch-öffentlichen Räumen in der Stadt nahekommt. Spürbar wird dies während der wärmeren Jahreszeiten, wenn sich Student:innen und Mitarbeiter:innen zur Mittagspause oder nach Prüfungen hier treffen und sich austauschen.
Funktion trifft auf individuelle Formen
Das neue ReWi I ist auf die Teilung wesentlicher Funktionsbereiche ausgelegt: Bibliothek, Arbeitsräume (Hör- und Seminarsäle) sowie Dienstzimmer und Dekanatsbereich. Die Funktionen der einzelnen Gebäudeelemente werden durch eine jeweils individuelle Formensprache markiert und sind von außen deutlich ablesbar. Vom Forum aus gesehen erschließt sich zuerst die große Hörsaalrotunde in massivem, zweifarbigem Naturstein. In ihr befindet sich das P1, der größte Hörsaal der JGU mit einem Fassungsvermögen von ca. 1000 Student:innen. Ein weiterer kleiner Hörsaaltrakt fügt sich im Norden an die Rotunde an und formt so ein Pendant zum Ostflügel des Alten ReWi.
Durch den angeschlossenen Südtrakt bildet sich ein L-förmiger Winkelbau des ReWi I aus. Hier befinden sich die Caféteria, Seminarräume und PC-Pools. Der südöstliche Gebäudeteil zeichnet sich durch seine Geschlossenheit der Formensprache aus: So entstehen durch regelmäßig hervorspringende Pilaster Fassadenabschnitte, in die je zwei Fenster eingebunden sind. Auf dieser Seite der Fassade entfaltet sich ein hervortretendes Erdgeschoss, das wie ein Erkerbau teils verglast ist. Dieser Gestaltung wird ein zebrastreifenartiges Steinbandmuster der Hörsaalrotunde entgegengesetzt, um ihr Volumen aufzulockern.
Gegenüber des nördlichen Hörsaaltraktes schließt der große Bibliothekssaal an, dem Seminar- und Dienstzimmer vorgelagert sind. Der Haupteingang ist zurückgesetzt. Dadurch entsteht eine U-Form, in die ein großes, lichtdurchflutetes Foyer eingebaut ist. Das Foyer ist flacher als der dahinter liegende südliche Trakt. Blickt man auf die Eingangssituation, so erkennt man eine differenzierte Fassadengestaltung in allen Abschnitten. Hier treffen rasterartige Fenstermodule im Westen auf klare Fensterbänder im Süden und Brüstungsabschnitte im Osten.
Gekrönt wird der Nordeingang durch eine gläserne Achse, die sich quer durch das Gebäude schiebt und das Foyer mit viel Oberlicht versorgt. Sie bildet im Eingang einen Pavillon aus Glas und in Türkis gefasstem Stahl. Getragen wird er von Betonrundpfeilern.
Weiter im Westen und in Richtung der „alten Chemie“ entfaltet das ReWi I seinen großräumigen Bibliothekstrakt bestehend aus einer Stahlkonstruktion, die komplett verglast ist. Die Baukörper springen hier abwechselnd vor und zurück und bilden so eine dynamische Kammstruktur, die vom Johann-Joachim-Becher-Weg aus erkennbar ist.
Passend zu den unterschiedlich gestalteten Teilen des Baus besitzen auch die Dächer gänzlich unterschiedliche Lösungen: Während der Winkelbau mit Hörsaal-, Seminar- und Diensttrakt ein Satteldach aufweist, ist die Rotunde flach gedeckt. Die Bibliothek hingegen besitzt Sheddächer, die für mehr Licht sorgen und zugleich die Sheds der Zentralbibliothek zitieren. Jeder Gebäudetrakt weist so eine eigene Funktion auf, die wiederum mit einer individuellen Formen- und Dachsprache präsentiert wird.
Ein Spaziergang durch die Architekturgeschichte
Mit dem wesentlich größeren Neubau sollte ein Gebäude mit hohem Nutzwert errichtet werden. Bewegt man sich um das Gebäude und in den Innenräumen, so scheint es, als ob man eine Reise durch die Architekturgeschichte unternähme. Die zweifarbige, massive Hörsaalrotunde erinnert an eine von Mario Botta gebaute Villa namens „Casa Rotonda“ (1980–1982) in Losone, der Schweiz. Auffällig bei dem Botta-Bau ist die ruhige Form des aus hellem Klinker bestehenden Zylinders und das aufgesetzte prismatische Glasdach, das dem Eingang des ReWi I gleicht. Auch sein Bau für die Baseler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich von 1995 erinnert in der Zweifarbigkeit an die Mainzer Rotunde. Botta referiert auf die monumentale Klassik antiker Bauten, die in seinen modernen, historisierenden Gebäuden zum Ausdruck kommen soll.
Von der Postmoderne…
Postmoderne Architektur verlangt ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Die vielfach eingebetteten Zitate finden sich oft im Detail, so auch im ReWi I: Das Foyer weist rechteckige, weiße Stützen auf, die im oberen Bereich von einer türkisenen Stahlkonstruktion eingefasst sind. Dadurch entsteht ein abstrahiertes Kapitell, das wiederum mit Stahlstreben verbunden ist, die sich über die gesamte Decke des Foyers ziehen. Die Streben erinnern an historische Gewölbe, bspw. der Gotik.
Die große Eingangstreppe zu den Dienstzimmern wird demgegenüber von Rundpfeilern gestützt, die sich am Übergang zur Treppe stark verschmälern. Bei diesem Anblick fragt man sich, ob die Rundstützen überhaupt eine tragende Funktion besitzen.
Noch offensichtlicher wird die späte Postmoderne an den Verzierungen der Aufzugtüren sichtbar. Sie bilden einen modernen Portikus mit reduzierten Säulen aus türkisenem Stahl.
In der Neuen Staatsgalerie Stuttgart von James Stirling lassen sich ähnliche postmoderne Spielereien finden, die weniger einem Nutzen dienen, sondern vielmehr als ironische Staffage eingesetzt werden: Bunte Stahlträger, herausgefallene Steinquader, freistehende Säulen etc. Auch die kleinen Glas-Stahl-Überdachungen der Türen am ReWi I, die beinahe nutzlos wirken, sind den bunten Stahl-Ornamenten in Stuttgart entlehnt. Die Mainzer Hörsaalrotunde, in der sich das größte Audi Max befindet, hat Ähnlichkeiten mit dem rotundenhaften Skulpturenhof der Staatsgalerie in Stuttgart: Auffällig ist die Ähnlichkeit der gestreiften Fassade und die farbige Akzentuierung von Stahlelementen, die beide Bauwerke innehaben. Auch in Stuttgart wechselt sich der Naturstein mit Stahl-Glas-Fassaden ab.
…zur High-Tech-Architektur…
Neben postmodernen Zitaten finden sich im äußeren Bereich des ReWi I sowohl im Süden als auch im Norden monumentale, blaue Be- und Entlüftungsschächte. Mit einem Blick nach oben fallen weitere kleine Luftrohre am Gesims auf, die sich wie ein antiker Fries aneinanderreihen.
Ähnlich wie in den Innenräumen der Mainzer Zentralmensa (Hans Auras, 1980-1985) findet am ReWi I eine Ästhetisierung von technischen Elementen statt. Als Teil der High-Tech-Architektur ist die Offenlegung von Versorgungsleitungen im Inneren wie Äußeren programmatisch. Ergänzt wird diese Zurschaustellung der Haustechnik durch die immer wieder auftauchenden türkisenen Stahlträger, die auch im Audi Max die Decke prägen.
Neben dem berühmten Centre Pompidou in Paris (Renzo Piano, 1977), dessen Fassade komplett aus Stahlträgern und bunten Rohrleitungen besteht, ist das Lloyd’s Building in London (u. a. Richard Rogers, 1978) ein Paradebeispiel für High-Tech-Architektur: Modernste Materialien werden mit dem Ziel einer vollständigen Technisierung der Bauwerke verbunden. In Mainz werden diese Elemente abgeschwächt und mit den postmodernen Elementen zu einer facettenreichen Synthese zusammengeführt.
…und zurück zur Moderne!
Im Westen beruhigt sich die Vermischung unterschiedlicher Gestaltungen und Formen und wird zu einem ausgeglichenen blauen Glas-Stahl-Kubus.
Hier befindet sich die Bibliothek. Durch die Vollverglasung erhalten die drei offenen Lesebereiche im Inneren die nötige Belichtung. Die drei Lesesäle entfalten sich als weite, hohe Räume, an die sich umlaufende Geschossgalerien für die Buchbestände angliedern. Es entsteht eine Struktur, die sich in den Lesesälen über die ganzen zwei Geschosse öffnet. Immer wieder sind weitere großräumige Arbeitsbereiche über die Etagen verteilt eingefügt.
An mehreren Stellen wurden gläserne Einzelkabinen für Promovend:innen und Habilitant:innen eingerichtet, die vor Lärm schützen. Von innen heraus blickt man auf das angelegte Grün mit Büschen im Süden. Und auch von außen gliedert sich der Bibliothekstrakt ruhig in die Rasenfläche ein. Die Durchdringung von Natur und Architektur ist letztlich auch ein Leitmotiv der Moderne. Vollendet wird die Symbiose aus Natur und Architektur durch Ludwig Mies van der Rohes offene Glasvillen, etwa in seinem Farnsworth House in Illinois (1951).
Letztlich führt der ruhige, im Stil der frühen Moderne entworfene Bibliothekstrakt zurück zu den funktionalen Formensprachen des alten ReWi. Die kontrastierenden Formensprachen zwischen dem Bestandsbau und dem Neubau erzeugen einen dynamischen Dialog, an dem sich übergreifend die Geschichte architektonischer Stile ablesen lässt. Mit diesen gegenübergestellten Bauwerken entsteht nicht nur ein Quartier für die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, sondern auch ein Ort voller Bezüge, die auf die Campusentwicklung und die Inszenierung der Architektur als Signum verweisen.
Weitere Bauwerke auf dem Gutenberg-Campus
Hauss-Architekten haben neben dem Neubau für Recht und Wirtschaft (ReWi I) auch das Max-Planck-Institut für Polymerforschung sowie das Technikzentrum auf dem Gutenberg-Campus entworfen. Beide Bauwerke weisen einen ähnlich markanten Stil auf, der sich als eine Synthese aus Postmoderne und High-Tech-Architektur beschreiben lässt.
ReWi II (Altes ReWi)
1960–1961 (Planung ab 1955)
Das erste sogenannte „Haus Recht und Wirtschaft“, dessen Planung 1955 begann, zählt zu den frühen größeren Bauprojekten der Universität und markiert den Beginn eines Bau-Booms der 1960er Jahre, der sich nicht nur in der Stadt Mainz, sondern auch auf dem Gutenberg-Campus verzeichnen lässt. Topografisch schließt das Gebäude im Westen an das Forum an und führt so die Bebauung entlang der Campushauptachse des Jakob-Welder-Weges fort. Das heute als ReWi II bezeichnete Bauwerk besticht durch seine dreiflügelige, asymmetrische Anlage und eine feine Klinkerfassadengliederung am Westflügel. Die Architekten Hans Strack und Hans Joachim Lenz begannen gemeinsam die Planungen, jedoch wird im Laufe der Ausführungen nur noch Lenz in den Quellen genannt. Ein Blick auf die Homepage des international tätigen Lenz‘ verrät dessen Liebe zur modernen Schlichtheit, wie sie die Bauhaus-Moderne entwickelte.
Entlang der historischen Struktur…
Das alte ReWi sitzt auf dem ehemaligen Kasernengarten, der sich in einer sanften Erhebung hinter dem Hauptgebäude erstreckte. Die leicht erhöhte Ebene des ursprünglichen Gartens nutzten die Architekten Strack und Lenz, um ein Plateau zu errichten. Auf diesem gliedern sich die drei Gebäudetrakte zu einem Hof hin. Erreichbar ist der Platz durch eine breite Freitreppe, die im Sommer zum Verweilen einlädt. Vom Hof aus führt ein Eingang in die offene, nördliche Wandelhalle mit dahinter liegendem Hörsaaltrakt. Im Westen erstreckt sich der längliche, rechteckige Haupttrakt über drei Geschossen, der die Institutsräume beherbergt. Seine Fassade weist eine helle Klinkerverkleidung mit ruhigen Farbakzenten in Grau und Weiß auf. Der leicht zurückgesetzte Ostflügel ist zweigeschossig und dient als Seminartrakt. Sowohl der nördlichen Wandelhalle als auch dem Ostteil sind so zwei verschobene Raumkompartimente angegliedert. Das Ergebnis ist ein Grundriss leichter Asymmetrie. Diese entstand unter Berücksichtigung der historischen Hauptachse des Campusgeländes. Die wichtige Tordurchfahrt am Forum sollte sichtbar bleiben. Der östliche Flügel des Hauses Recht und Wirtschaft ist zurückgesetzt, um den Blick auf die ehemalige Flakkaserne und die Anlage zu gewähren. Dadurch entsteht eine perspektivische Sogwirkung zur Achse des Jakob-Welder-Wegs hin. Den Architekten Strack und Lorenz war demnach die rücksichtsvolle Einbettung des Gebäudes in die alte Struktur von Planungsbeginn an wichtig.
…entgegen der historischen Formensprache
Der Bau des ReWi II ist ein wichtiges Zeugnis der Frühbebauung des Mainzer Campus‘. Speziell die städtebaulichen Überlegungen und die Einbettung wie Positionierung des Gebäudes spielen eine wichtige Rolle für die Geschichte der JGU seit 1946. Die Formensprache stellt sich allerdings bewusst gegen diejenige der ehemaligen Flakkaserne von 1938, die im Heimatschutzstil gebaut wurde. Das Gebäude des ersten ReWi zeichnet sich durch seine zurückgenommenen, modernen Formen und die überwiegend horizontale Gliederung bestehend aus wiederholten weißen Dach- und Gesimsstreifen aus. Die einzige vertikale Gliederung sind die grauen Fensterbänder am Westtrakt. Ebenso zeugt die Wiederholung von immer gleich großen Räumen von einer modularen Arbeitsweise. Diese Gleichverteilung von Raum ist außen an der Fassade ablesbar.
Alle drei Baukörper entwickeln sich ausschließlich aus rechten Winkeln und geraden, horizontalen Linien heraus. Sowohl der asymmetrische Grundriss und die unterschiedlichen Gebäudehöhen als auch die ruhige Fassadengestaltung erinnern in Struktur und Sprache an den Stil des Bauhauses: Im Norden und Osten besitzt der Komplex großzügige Vollverglasungen und Fensterbänder, während im Westen eine Lochfassade mit farbiger Wandakzentuierung für eine harmonische Erscheinung sorgt.
Am Aufriss des Bauhausbaus von Walter Gropius in Dessau (1925) ist wie beim ReWi die Aufteilung in mehrere Teile und die unterschiedliche Bauhöhe auffällig.
Rationale Funktionalität in Anlehnung an Ludwig Mies van der Rohe
Typisch für die frühe Architektur der Nachkriegsmoderne war die rigorose Fokussierung auf die Funktionalität der Gebäude und eine Rationalität, die sich gestalterisch ausdrücken soll. Zweckmäßig ist der Bau in jedem Fall: Die Ausrichtung des Hofes nach Süden ist bewusst geplant, um die hinter der Eingangshalle liegenden Hörsäle und Arbeitsräume im Norden vor der sommerlichen Hitze zu schützen. Auch die Querstellung von West- und Ostflügel wurde gewählt, um die direkte Sonnenstrahlung auf die Breitseiten der Fassaden zu vermeiden. Bäume im Innenhof sorgen für genügend Schatten, auch für die gläserne Eingangshalle, und Ruhe. Dadurch wird die Qualität des Platzes angehoben. Außerdem sind die unterschiedlichen Geschosshöhen nach praktischen Aspekten ausgewählt und richten sich nach der jeweiligen Gebäudefunktion: Der Westtrakt besitzt mit drei Geschossen ausreichend Platz für Verwaltung und Mitarbeiter:innen, während die Eingangshalle als Wegeverteiler nur ein Geschoss benötigt. Die Zugänge zum Vorplatz sind an zwei Seiten über Treppen gegeben, ebenso sorgt ein zusätzlicher Eingang am Westtrakt für eine Entzerrung der Zuwege. Das Raumkonzept der Drei-Trakt-Anlage erzeugt eine ruhige, geordnete Aufteilung der Gebäudebereiche. Die funktionale, rationale Raum- und Formensprache wird von den inneren Raumfunktionen abgeleitet. Dieses Vorgehen zeugt von einer achtsamen Planung und Ausrichtung der verschiedenen Bereiche, die untereinander und übergreifend funktionieren müssen.
Das hier realisierte moderne Credo „Less is more“, die horizontale Betonung durch Linien sowie die Flächenverglasungen lassen eine Referenz zu Ludwig Mies van der Rohes ikonischen, modernen Bauwerken erkennen. So weist dessen Wishnick Hall in Chicago (1945) eine ähnlich strenge Fassadengliederung wie der Mainzer Westtrakt durch farbige Fassadenbänder und Fenster auf. Das stark herausragende weiße Dach des östlichen Seminartrakts des ReWi I referiert auf die charakteristische Neue Nationalgalerie in Berlin (1968), ebenfalls von Mies van der Rohe entworfen.
Sie geht auf einen elf Jahre älteren Entwurf für das Bacardi-Quartier in Kuba zurück. Der Weltarchitekt verfolgte das Ideal einer minimalistischen Architektur – einer neuen, absoluten Klarheit als Tabula Rasa für die zerstörte Stadt Berlin. Als erstes Bauwerk einer umfassenden Campusplanung in den 1960ern nimmt das ReWi in Mainz eine ähnliche Stellung auf dem noch kaum bebauten Areal ein: Die gänzlich schlichten, geometrischen Formen und die großzügigen Glasflächen zeugen von einem Neuanfang der JGU.
Auch die erhöhte Lage der berlinerischen Nationalgalerie mit Freitreppe, die wie bei einem antiken Podiumstempel einen Rundumblick über das Stadtpanorama bietet, wird in Mainz für das ReWi aufgegriffen. Durch diese Referenzen und die charakteristisch ruhige Gestaltung hebt sich das alte ReWi deutlich von den nachfolgenden Mainzer Campusbauwerken ab.
Zukunft
Heute ist die ursprüngliche Erscheinung des Baus stark verändert. Der östliche Seminartrakt wurde in der äußeren Gestalt abgewandelt, die Fassadenmaterialien erneuert. Der dahinter liegende Gebäudeteil bestand ursprünglich aus demselben Klinkermaterial wie der Westflügel. Heute ist dieser weiß verkleidet. Derzeit finden Sanierungsmaßnahmen statt. Im Westtrakt werden Fenster erneuert. Die Klinkerfassade bleibt darüber hinaus erhalten.
Trivia
Neben Hans Joachim Lenz entwarf auch der Architekt Hans Strack einen Entwurf für das ReWi II. Seine Idee wich grundlegend von derjenigen von Lenz ab und orientierte sich stilistisch an der Struktur und Gestaltung des Forums und der alten Mensa. Erkennbar wird dies an dem Satteldach, den regelmäßigen Fensterreihen sowie der vertikalen Gliederung durch Sprossen.